Kristin Alheit, Vorstand der Hamburgischen Pflegegesellschaft und Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg, sagte: „Wenn Politik und Gesellschaft nicht aufwachen, wird es in Zukunft kaum noch Menschen geben, die uns und unsere Angehörigen pflegen. Es braucht daher dringend wirksame Maßnahmen gegen den Personalmangel und bessere Rahmenbedingungen für die Pflege, damit jetzige Pflegekräfte in der Pflege bleiben und neue gewonnen werden können.“
Michelle Wilhelm, Teamkoordinatorin ambulante Pflege bei der Elbdiakonie Hamburg, berichtete aus der Praxis: „Ich arbeite gern in der Pflege. Aber die Bedingungen sind in der letzten Zeit immer schwieriger geworden. Das größte Problem ist das fehlende Personal. Teils sind wir so schlecht besetzt, dass wir Anfragen nach ambulanter Pflege ablehnen müssen. Und die, die da sind, spüren die Verpflichtung, den Betrieb aufrecht zu erhalten, obwohl man auf dem Zahnfleisch geht. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die nicht mehr können, die den Job wechseln und dann auch fehlen – ein Teufelskreis.“
Um dem zu begegnen, fordert die HPG, das Thema Pflege zu priorisieren. Kristin Alheit: „Pflege muss auf der politischen Agenda dieser Stadt ganz oben stehen für die nächsten Jahre, sonst laufen wir auf eine Katastrophe zu. 2035 werden in Hamburg voraussichtlich mehr als 100.000 ältere Menschen pflegebedürftig sein und mindestens 13.000 Pflegekräfte fehlen, wenn es so weiter geht.“ Schon jetzt mussten nach einer Umfrage unter diakonischen Einrichtungen in Hamburg drei Viertel ihre Angebote aufgrund personeller Engpässe einschränken. „Die Versorgungssicherheit in Hamburg ist schon heute bedroht“, so Alheit“. „Ohne Gegenmaßnahmen ist sie künftig akut gefährdet.“
Als konkrete Maßnahmen fordert die HPG neben weiteren Kraftanstrengungen zur Beseitigung des Personalmangels eine koordinierte Anwerbung ausländischer Pflegekräfte, eine Entbürokratisierung der Pflege und einen Ortszuschlag für Pflegekräfte, um die Attraktivität des Berufs in einer teuren Stadt wie Hamburg weiter zu erhöhen.
Förderung
Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.