Sind die vielen Todesfälle auch auf mangelnde medizinische Versorgung zurückzuführen? „Obdachlosigkeit macht körperlich und psychisch krank. Die Verelendung nimmt bei obdachlosen Menschen zu“, sagt Stefanie Koch, Wohnungslosenexpertin der Diakonie. „Der Zugang zu den Regelsystemen der Gesundheitsversorgung ist für obdachlose Menschen besonders schwer. Deshalb braucht es niedrigschwellige Gesundheitsangebote, insbesondere Facharztversorgung, um unabhängig vom Krankenversicherungsstatus, frühzeitig intervenieren zu können und Verelendung zu vermeiden.“
Welche Maßnahmen könnten Todesfälle in Zukunft verhindern? „Wohnungs- und obdachlosen Menschen müsste gezielt, insbesondere durch das städtische Unternehmen SAGA, Wohnraum zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Koch. „Der Wohnungsmarkt in Hamburg hat versagt. Das wird besonders deutlich bei vordringlich Wohnungssuchenden, es steht zu wenig bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung.“ Außerdem sei die öffentlich-rechtliche Unterbringung massiv überlastet. „Es warten über 1800 Menschen seit Monaten erfolglos auf einen Unterbringungsplatz, obwohl sie einen Rechtsanspruch darauf hätten. Folglich muss auch die öffentlich-rechtliche Unterbringung erheblich ausgeweitet werden, damit alle Anspruchsberechtigten mit einem Unterbringungsplatz versorgt werden können.“
Was müsste jetzt konkret passieren? „Wir brauchen einen bedarfsgerechten Ausbau niedrigschwelliger Hilfen wie Sozialen Beratungsstellen und Straßensozialarbeit“, sagt Koch. „Außerdem Projekte wie Housing First Hamburg, die den Fokus auf Wohnraumversorgung legen. Auch muss die Wohnungssicherung durch die Fachstellen für Wohnungsnotfälle gestärkt werden, um weitere Wohnungsverluste und dadurch entstehende Obdachlosigkeit zu vermeiden.“
Für weitere Informationen steht Ihnen Stefanie Koch, T.: 040-30620221, E-Mail: koch@diakonie-hamburg.de zur Verfügung.