In den kommenden Tagen wird es heiß in Hamburg. Der Deutsche Wetterdienst rät dazu, die Hitze zu meiden, ausreichend zu trinken und die eigenen vier Wände kühl zu halten. Für Menschen, die auf der Straße leben, ist dies nicht möglich. Deshalb fordert die Diakonie Maßnahmen zum Schutz obdachloser Menschen. Um die Gefahr durch Hitze und Dehydration zu mindern, verteilen die Einrichtungen der Diakonie Trinkwasser: Der Mitternachtsbus beispielsweise gibt verschließbare Tetrapacks aus, damit obdachlose Menschen einen Trinkwasservorrat bei sich haben. Öffentliche Wasserspender sind in Hamburg rar.
Gesundheitliche Risiken für obdachlose Menschen
Obdachlose Menschen sind bei Hitze besonders gefährdet. Sie haben keinen direkten Zugang zu Trinkwasser und sind ungeschützt der Sonne ausgesetzt. Chronische Krankheiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können sich bei hohen Temperaturen verschlechtern, und auch die Wundheilung wird negativ beeinflusst. Die Gefahren und Folgen durch Hitze erklärt Petra Carstensen, die sich ehrenamtlich in der ärztlichen Sprechstunde im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose engagiert: „Bei Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, Muskelkrämpfen oder Bewusstseinsstörungen ist schnelle medizinische Hilfe notwendig, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden.“ Zudem fehle es an niedrigschwelligen, kostenlosen medizinischen Angeboten für obdachlose Menschen, die meist keinen Versicherungsschutz hätten.
Aktuelle Maßnahmen und Kritik
Der im Januar 2025 veröffentlichte Hitzeaktionsplan der Stadt Hamburg benennt zwar die besondere Gefährdung obdachloser Menschen, doch die darin vorgesehenen Maßnahmen reichen laut Diakonie nicht aus. „Die Stadt setzt auf freiwilliges Engagement von Unternehmen und Ladengeschäften, um Versorgungslücken zu schließen“, sagt Stefanie Koch, Wohnungslosenexpertin der Diakonie in Hamburg. „Allerdings sind viele der vorgeschlagenen ‚kühlen Orte‘ und ‚Wasser-Refill-Stationen‘ im innerstädtischen Bereich für obdachlose Menschen nur schwer zugänglich. “Im Vergleich zu anderen deutschen Städten schneidet Hamburg bei der öffentlichen Wasserversorgung schlecht ab.
Die Diakonie fordert:
- Schaffung von Schutz- und Kühlräumen: Öffnung klimatisierter Räume wie Bezirksämter, Bibliotheken und Museen sowie der Aufbau von Schattenspendern auf Plätzen und in Parks (z. B. große Segel, Zelte).
- Verbesserung der öffentlichen Wasserversorgung: Ausbau öffentlicher Brunnen, mobile Wasserstationen, Trinkwassertanks, Wasserwägen sowie kostenlose Wasserflaschen in öffentlichen Gebäuden.
- Maßnahmen zum physischen Schutz: Ausgabe von Sonnencreme, Sonnenhüten und leichter Kleidung, Ausbau von Erste-Hilfe-Angeboten, Verteilung leichter Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel gegen Dehydration sowie die Einrichtung mobiler medizinischer Teams, die frühzeitig Hitzeschäden erkennen.
Alle Hamburger*innen können mithelfen:
- Fragen Sie Menschen, die möglicherweise obdachlos sind, ob sie Hilfe benötigen, und kaufen Sie ihnen bei Bedarf eine Flasche Wasser.
- Bei Symptomen eines Hitzeschlags (rotes Gesicht, Zittern, kalter Schweiß) rufen Sie den Rettungsdienst.
- Fächern Sie Luft zu, bis der Rettungswagen eintrifft.
Hintergrund:
Die Einrichtungen der Obdachlosenhilfe der Diakonie Hamburg stellen täglich Trinkwasser für obdachlose Menschen zur Verfügung. Der Mitternachtsbus schenkt pro Nacht an bis zu 200 Gäste Wasser aus und im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose in Eimsbüttel gibt es Trinkwasser und Duschen.
Dank des ehrenamtlichen Engagements fährt der Mitternachtsbus 365 Nächte im Jahr zu etwa 30 Haltepunkten in der Hamburger Innenstadt, dem Hafen und Altona. Neben der Grundversorgung bringen die Ehrenamtlichen vor allem Kontakt und Zuwendung zu den Menschen, die auf der Straße leben und mit denen sonst kaum jemand spricht. Sie informieren auch über weiterführende Hilfsangebote. Bei Bedarf vermitteln sie die Ratsuchenden weiter z.B. an das Diakonie-Zentrum für Wohnungslose in Eimsbüttel. Dort gibt es neben Beratung in verschiedenen Sprachen auch Ärzt*innen, Duschen, Waschmaschinen und ein warmes Mittagessen.