Housing First Hamburg, bisher ein Modellprojekt, ist seit September 2025 Teil der regulären Hilfen für obdachlose Menschen in Hamburg. Die Sozialbehörde hat die finanziellen Mittel aufgestockt, sodass nun laufend weitere Wohnungen vermittelt werden können.
Statt der ursprünglich geplanten 30 konnten bereits 39 obdachlose Menschen erfolgreich in eigene Wohnungen vermittelt werden. Die Idee hinter Housing First: Menschen erhalten zuerst eine eigene Wohnung – direkt und ohne bürokratische Hürden. Erst danach folgen freiwillige Unterstützungsangebote, die individuell abgestimmt sind.
Die ehemals obdachlosen Menschen schließen selbst einen regulären Mietvertrag ab. Die Miete wird zunächst vom Sozialamt oder Jobcenter übernommen. Sozialarbeiter*innen begleiten die Nutzer*innen nach dem Einzug und unterstützen sie dabei, ihren Alltag zu stabilisieren und langfristig selbst zu gestalten.
In dieser Form bundesweit neu
Housing First Hamburg richtet sich gezielt an langzeitobdachlose Menschen mit Leistungsanspruch, die aufgrund komplexer Problemlagen bisher nicht erfolgreich über das klassische Hilfesystem in Wohnraum vermittelt werden konnten. Die Leistungen werden künftig nach § 67 Sozialgesetzbuch XII realisiert – ein rechtlicher Anspruch, der neue Perspektiven eröffnet.
Ein zentraler Bestandteil von Housing First Hamburg ist die aktive Wohnraumakquise: Für jede einzelne Person muss zunächst eine passende Wohnung auf dem regulären Hamburger Wohnungsmarkt gefunden werden. Diese Aufgabe übernimmt der Trägerverbund – in enger Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen und Vermieter*innen. Der bisherige Erfolg zeigt, dass auch auf einem angespannten Markt Lösungen möglich sind, wenn viele Akteurinnen gemeinsam handeln.
Ein Trägerverbund aus der Diakonie Hamburg, der Benno und Inge Behrens-Stiftung und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost realisiert Housing First Hamburg.
Für den Trägerverbund erklärt Landespastorin Annika Woydack, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hamburg:
„Wir freuen uns sehr über die Verstetigung und können mit Überzeugung sagen: Housing First funktioniert. Die positiven Veränderungen bei den Nutzer*innen machen Mut. Die breite Unterstützung – von der Stadt über das Hilfesystem bis zur Wohnungswirtschaft – zeigt, was möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen. So kommen wir dem Ziel näher, dass jeder Mensch eine Wohnung hat.“
Ausblick: Rückenwind für weitere Vermittlungen
Mit der Verstetigung besteht nun die Möglichkeit, laufend weitere Wohnungen zu akquirieren und zu vermitteln. Die Herausforderung bleibt: Auf dem angespannten Hamburger Wohnungsmarkt geeigneten Wohnraum zu finden. Doch die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Housing First auch in Hamburg tragfähig ist – und ein wirksamer Beitrag zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit.