Am 1. November startet das Winternotprogramm der Stadt Hamburg. Es kann sich im Bundesvergleich sehen lassen: Es bietet Menschen, die obdachlos auf Hamburgs Straßen leben, in der kalten Jahreszeit Erfrierungsschutz. Den rund 4.000 obdachlosen Menschen in Hamburg stehen circa 1.300 Notübernachtungsplätze* zur Verfügung. Doch die großen Standorte mit rund 700 Betten waren im letzten Jahr nie vollständig ausgelastet. Ein Teil der Betroffenen verbringt die Nächte offenbar lieber im Freien, als in Mehrbettzimmern zu übernachten. Von September 2024 bis März 2025 verstarben insgesamt 47 obdach- und wohnungslose Menschen in Hamburg, ab November häuften sich die Todesfälle.
„Menschen, die obdachlos sind, befinden sich fast immer in einer existenziellen Krise”, sagt Stefanie Koch, Wohnungslosenexpertin der Diakonie. „Sie sind hilfebedürftig und brauchen Rückzugsorte. Unsere Straßensozialarbeitenden berichten uns, dass Klient*innen Mehrbettzimmer aufgrund der Unruhe und wegen ihrer eigenen psychischen Verfassung nicht nutzen können.“ Für pflegebedürftige und psychisch kranke Menschen gibt es Alternativen zum Mehrbettzimmer. Allerdings betrug die Auslastung am Standort mit Einzelzimmern im letzten Jahr nur 73 Prozent. Es standen also regelmäßig Einzelzimmer leer. „Ich hoffe, dass im kommenden Winternotprogramm die Einzelzimmer besser genutzt werden können“, sagt Stefanie Koch. „Die Hürden sind bisher recht hoch: Sozialarbeitende müssen Fragebögen ausfüllen, um Menschen für eine Einzelunterbringung vorzuschlagen. Ein niedrigschwelligerer Zugang wäre wünschenswert.“
Am dringendsten braucht es allerdings mehr Wohnraum, um das Wohnungslosenhilfesystem zu entlasten und den Menschen eine Perspektive zu geben. „Die beste Problemlösung wären Wohnungen gezielt für wohnungs- und obdachlose Menschen – insbesondere von der städtischen SAGA“, erklärt Koch. „Der Wohnungsmarkt in Hamburg hat versagt. Vor allem für vordringlich Wohnungssuchende fehlt Wohnraum.“
*inklusive ganzjähriger Angebote und Wärmestube
