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Diakonie-Zentrum für Wohnungslose
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Interview mit dem Gründer Dr. Stephan Reimers

Interview mit Dr. Stephan Reimers, damaliger Landespastor und Gründungsvater des Mitternachtsbusses. Im Gespräch mit Sonja Norgall, die zurzeit das Projekt leitet.

Norgall: Warum haben Sie den Mitternachtsbus gegründet?

Dr. Reimers: Anfang der 1990er waren viele Obdachlose in der Stadt. Etwa 7000 Menschen wurden 1992 gezählt. Die große Wohnungsnot war auch eine Folge der Wende. In der Innenstadt saßen und schliefen die Obdachlosen vor den Geschäften. 1995 wurde dann das Spendenparlament gegründet: Wir wollten bestehende soziale Projekte fördern und neue ins Leben rufen. Wir haben uns gefragt, was fehlt noch in der Stadt, vor allem um die Situation von obdachlosen Menschen zu verbessern. In dieser Zeit gründeten wir das Straßenmagazin Hinz&Kunzt, ein voller Erfolg bis heute. Und so entstanden weitere Projekte wie die Rathauspassage und der Mitternachtsbus. Die Idee zum Mitternachtsbus hatte ich aus einem Zeitungsartikel. In dem wurde über einen Bus in Frankfurt berichtet, der nachts unterwegs zu den Obdachlosen war, um sie zu versorgen. Diese Idee brachte ich nach Hamburg mit.

Norgall: Wie haben Sie die ersten Wochen organisiert?

Dr. Reimers: Die Anschubfinanzierung kam aus dem Spendenparlament, wie auch die ersten Mitarbeitenden. Alle halfen ehrenamtlich mit, auch die erste Projektleiterin Annemarie Knapp. Ich baute Kontakte auf und warb Spendengelder ein. Das Alltagsgeschäft erledigten Annemarie und die anderen. Das Interesse war von Anfang an groß. Nach einem Artikel im Abendblatt meldeten sich mehr als 70 Ehrenamtliche, die bei uns mithelfen wollten. Der erste Bus war ein gebrauchter Mercedes Kasten 3,5 Tonnen. Von Anfang an haben wir heiße Getränke, Brote und Kleidung verteilt, wie heute auch. Außerdem waren damals wie heute die persönlichen Begegnungen und die Gespräche von Mensch zu Mensch zentral. 1996 wurde der Mitternachtsbus in der Fabrik bei der jährlichen Geburtstagsfeier von Hinz&Kunzt als neues Projekt in der Obdachlosenarbeit vorgestellt. Seither gehört der Bus zur Familie.

Norgall: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung des Projekts?

Dr. Reimers: Alle in den 1990ern gegründeten Projekte wie Hinz&Kunzt, die Rathauspassage und der Mitternachtsbus arbeiten bis heute erfolgreich mit und für obdachlose Menschen. Das hat meine Erwartungen klar übertroffen. Ich bin beeindruckt von der Präzision, mit der die Ehrenamtlichen des Mitternachtsbusses bis heute die Arbeit leisten. Unsere Leistungsgesellschaft erzeugt "Abbruchkanten", über die immer wieder Menschen hinunter fallen. Der Mitternachtsbus hält mit seiner Arbeit die Diskussion darüber bei den Bürgern und Politikern der Stadt in Gang.

Norgall: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Mitternachtsbusses?

Dr. Reimers: Der Mitternachtsbus schafft ein Gefühl für sozialen Zusammenhalt in der Stadt. Das Wissen um den Bus und die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Begegnung mit obdachlosen Menschen sollte weiter verbreitet werden, damit noch mehr Hamburger darauf aufmerksam werden. Auch die Politik müsste sich mehr einbringen und z.B. regelmäßig soziale Projekte der Öffentlichkeit vorstellen und auszeichnen.

Norgall: Ich danke Ihnen für das Gespräch!

Hinweis: Die künstlerische Gestaltung des Mitternachtsbusses wurde von dem Hamburger Comiczeichner Bernd Stein (http://bernd-stein.net) übernommen.

 

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